„Die letzten zwei Jahre haben das Büro völlig auf den Kopf gestellt“

Andreas Gnesda for Gustav Concept
Arbeiten wann und wo man will: Was für Arbeitnehmer wie ein Traum klingt, bringt für Arbeitgeber neue Herausforderungen in Punkto Unternehmenskultur und Bürogestaltung mit sich. Andreas Gnesda ist Geschäftsführer von teamgnesda und begeisterter Unternehmer. Er weiß, wie Unternehmen sinnvolle Arbeitswelten gestalten – und damit für zufriedene und erfolgreiche Mitarbeiter sorgen.

Herr Gnesda, Sie beraten seit mehr als 20 Jahren beraten Unternehmen bei der Schaffung sinnvoller Arbeitswelten und neuer Bürokonzepte. Was hat sich in dem Bereich in letzter Zeit getan?

Andreas Gnesda: Die letzten zwei Jahre haben das Thema Büro vollkommen auf den Kopf gestellt. Das Arbeitsverhalten der Menschen hat sich komplett verändert, schon ganz am Anfang der Pandemie: Früher haben wir über ein, maximal zwei Tage Home Office im Monat diskutiert, heute wollen Mitarbeiter unabhängig von Branche und Unternehmensgröße mindestens zwei bis drei Arbeitstage pro Woche im Remote-Modus arbeiten. Es ist, als wäre ein Hebel umgelegt worden: Wer kein Home Office anbietet, kommt als Arbeitgeber für viele Menschen gar nicht mehr in Frage.

Was bedeutet das für das Büro als Standort?

Das Office muss ein Ort der Begegnung sein. Unternehmen müssen sich fragen, was sie tun können, damit ihre Mitarbeiter wieder gerne ins Büro zurückkommen und sich dort persönlich austauschen. Dafür muss das Büro aber mit ganz anderem Equipment aufwarten: Weg von kontemplativen Arbeitsflächen und hin zu kollaborativem, kommunikativem Arbeiten.

Inwiefern kann ein Tool wie Gustav Unternehmen und Mitarbeitern dabei helfen, diese Umstellung zu meistern?

Gerade in Unternehmen, die mit Wechselarbeitsplätzen arbeiten, kann Gustav für eine gewisse Identifikation der Mitarbeitenden sorgen. Mit der Toolbox lässt sich die eigene Persönlichkeit zum Ausdruck bringen, auch wenn ich keinen eigenen Schreibtisch mehr habe – und damit wird jeder Ort sehr rasch zum persönlichen Arbeitsplatz.



Sie sprechen das Thema Identifikation an. Gerade in Remote-Arbeitssettings haben viele Arbeitgeber Angst, dass Arbeitnehmende die Verbindung mit dem Unternehmen verlieren. Wie kann man dagegen angehen?

Grundsätzlich haben Arbeitnehmer ein starkes Bedürfnis nach Verbundenheit. Unternehmen haben in der Vergangenheit einen Ort der Zugehörigkeit und Identifikation bereitgestellt, unabhängig von der Rolle, die man darin spielt. Die Arbeit – und damit auch das Büro – wurden Teil unserer Persönlichkeit, etwas, mit dem man sich identifiziert, auf das man stolz ist oder über das man gemeinsam lästert. Die Frage ist nun, wie sich das in virtuelle Arbeitswelten und Arbeitsplätze übersetzen lässt, die überall verstreut sind. Da geht es ganz stark um die Unternehmenskultur und gemeinsame Werte, die Zugehörigkeit erzeugen.

Hat sich das Thema Büro damit für Unternehmen erledigt?

Wir stehen am Anfang einer großen Veränderung: Arbeiten ist dort, wo ich bin, und nicht mehr an einen bestimmten Ort gebunden. Dennoch braucht es bestimmte Orte, um Dinge gemeinsam machen zu können. Das ist der Anspruch, der an ein Büro gestellt wird, denn: Räume sind immer auch Kulturträger eines Arbeitgebers und müssen damit zu den gelebten Werten des Unternehmens passen. Da gibt es keine Vorlage, das muss jede Firma individuell für sich entscheiden, und das wiederum geht nur, wenn ich meine Mitarbeiter direkt einbinde. Nur so kann ich Raum für meine aktuelle Unternehmenskultur schaffen.